Beatmungs- udn Weaningzentrum Brandenburg

Die Ärztliche Direktorin der Kliniken Beelitz, Dr. med. Anna Gorsler, ist Mitglied im Präsidium der Deutschen Gesellschaft für Neurorehabilitation e.V. (DGNR). In einem Interview berichtet sie nun über die DGNR, über Ergebnisse und Ziele ihrer Präsidiumsarbeit sowie über die Herausforderung, die die Corona-Pandemie mit sich brachte.

 

Redaktion: Seit wann sind Sie Mitglied in der DGNR? 

Dr. med. Anna Gorsler: Seit 2014.

Redaktion: Seit wann sind Sie in der Funktion eines Präsidiumsmitgliedes für die DGNR tätig?

Dr. med. Anna Gorsler:  Diese Position habe ich seit dem vergangenen Jahr inne. Neben der allgemeinen Präsidiumstätigkeit bin ich in den Kommissionen Neuroweaning, Curriculum Neuroreha und Nachwuchsförderung tätig. 

Redaktion: Welchen Zweck verfolgt dieses Gremium? 

Dr. med. Anna Gorsler: Die Deutsche Gesellschaft für Neurorehabilitation e.V. (DGNR) ist ein Zusammenschluss von Ärzten, die auf dem Gebiet der Neurorehabilitation tätig sind. Ihr Ziel ist die Weiterentwicklung der neurologischen Rehabilitation, die zu einer verbesserten Versorgung von Patienten mit schweren Schädigungen des zentralen und peripheren Nervensystems beitragen soll. Die gemeinnützige wissenschaftlich-medizinische Fachgesellschaft mit Sitz in Bonn besteht seit 1989. Die DGNR ist zugleich eine Schwerpunktgesellschaft der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). 

Redaktion: Aus wie vielen Mitgliedern besteht das Präsidium der DGNR? 

Dr. med. Anna Gorsler: Das Präsidium setzt sich aus zehn Personen zusammen. Auf der Webseite des DNRG werden alle Präsidiumsmitglieder vorgestellt.

Redaktion: Besteht das Gremium ausschließlich aus Neurologen? 

Dr. med. Anna Gorsler: Die eben benannten Kollegen sind allesamt Neurologen, meine Kollegin Priv.-Doz. Dr. med. Kristina Müller ist Neuropädiaterin.

Redaktion: Kooperiert die DGNR mit ähnlichen Gremien im Ausland und gibt es bereits gemeinsame Projekte? 

Dr. med. Anna Gorsler: Im Bereich von wissenschaftlichen Studien und der Leitlinientätigkeit sowie Pflege gibt es einen internationalen Austausch mit anderen Fachgesellschaften. Unsere politische Arbeit bezieht sich auf das deutsche Gesundheitssystem. 

Redaktion: In welcher Form wird innerhalb der DGNR zusammengearbeitet? 

Dr. med. Anna Gorsler: Normalerweise treffen wir uns immer zur Mitgliederversammlung auf den Jahrestagungen. Darüber sind wir unterjährig themenbezogen in ständigem Kontakt. Aufgrund der derzeitigen Situation laufen die Treffen digital über Web- oder Telefonkonferenzen ab.

Redaktion: Können Sie Projekte nennen, die mit der DGNR erfolgreich angestoßen bzw. umgesetzt wurden? 

Dr. med. Anna Gorsler: Wir erarbeiten systematisch Leitlinien auf dem Gebiet der Neurorehabilitation und erneuern sie stetig. Das ist sehr wichtig, um den PatientInnnen in der Neurorehabilitation eine durchgängig hohe Behandlungsqualität in Deutschland bieten zu können. Zudem präsentieren wir dem Fachpublikum relevante wissenschaftliche Arbeiten auf dem Jahreskongress. Um die Inhalte der Neurorehabilitation, die in der Weiterbildungsordnung zum Facharzt Neurologie leider keine ausreichende Beachtung findet, strukturiert zu vermitteln, haben wir 2018 auf meine Anregung hin das Curriculum Neurorehabilitation geschaffen, das mit je fünf Modulen auf der DGNR und DGN Tagung die wesentlichen Themen unseres Faches darstellt. Als Abschluss dieses Curriculums erhalten die Teilnehmer ein Zertifikat. Auch zu gesundheitspolitischen für die Neurorehabilitation relevanten Themen positionieren wir uns regelmäßig sowohl in beratender, als auch in ausführender Funktion.

Redaktion: Was macht für Sie das Mitwirken in der DGNR so spannend?

Dr. med. Anna Gorsler: Ich würde eher notwendig sagen: Es ist wichtig, sich zu engagieren und als Mediziner seine Arbeitsbedingungen selbst mit zu gestalten. Wenn dies nur vonseiten Politik oder Kostenträger geschehen würde, werden die Interessen der PatientInnen und des medizinischen Personals nicht ausreichend beachtet. Die DGNR setzt sich für eine wissenschaftlich fundierte Neurorehabilitation in Deutschland ein, die noch zu häufig neben den anderen Fachgesellschaften unterschätzt wird. Sowohl bei benachbarten Fachgesellschaften wie auch in gesundheitspolitischen Gremien finden wir immer mehr Gehör und damit Mitsprachemöglichkeiten. Das motiviert uns und macht die Arbeit in der DGNR wertvoll.

Redaktion: Die Corona-Krise hat sicherlich Auswirkungen auf Projektzeiten und die generelle Gremiumsarbeit. Wurde viel „auf Eis gelegt“ oder hatte man alle Hände voll zu tun?

Dr. med. Anna Gorsler: Wir hatten neben den klinischen Herausforderungen auch im DGNR Präsidium eine sehr intensive arbeitsreiche Zeit, um z.B. bei den politischen Entscheidungsträgern durchzusetzen, dass die neurologische Rehabilitation mit ihren Hochrisikopatienten auch unter den Rettungsschirm genommen wird. Das war initial nicht erfolgt. Hier haben wir sehr viel Engagement und einen langen Atem gezeigt. Zudem haben wir auch unter den Bedingungen, die die Pandemie mit sich brachte, unsere Kommissionsarbeit tagesaktuell fortgesetzt. Wir bringen uns als Fachgesellschaft in die Entwicklung neuer oder zu modifizierender OPS Codes ein. Darüber hinaus positionierten uns via Stellungnahmen zur Neurorehabilitation in Deutschland im Zuge der aktuellen Gesetzesentwürfe zu RISG, bzw. IPREG. Weiterhin wirkten wir aktiv an der Ausarbeitung der neuen Approbationsordnung und der Musterweiterbildungsordnung Neurologie mit. Und auch bei Anfragen an die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF) haben wir unseren Beitrag geleistet.

Redaktion: Welche Ziele verfolgt die DGNR mittel- und langfristig?

Dr. med. Anna Gorsler:  Wir entwickeln Methoden und Verfahren in der Neurologischen Rehabilitation weiter, kontrollieren die Effizienz von neurorehabilitativen Verfahren, koordinieren multizentrisch ausgerichtete Studien, erarbeiten strukturelle und organisatorische Standards und sprechen Empfehlungen dazu aus. An der Förderung der ärztlichen Weiterbildung im Bereich der Rehabilitation ist der DGNR sehr gelegen. Parallel sind wir maßgeblich an der Erarbeitung von Ausbildungsrichtlinien für Berufsgruppen beteiligt, die neben den Ärzten an der neurologischen Rehabilitation von PatientInnen beteiligt sind. Weiterhin zielt unser Blick in Richtung Zusammenarbeit mit Leistungsträgern und anderen für die Rehabilitation verantwortlichen Organe und Organisationen. Nicht zuletzt wollen wir Partner von Behindertenverbänden und Selbsthilfegruppen sein. All diese Ziele werden wir mit entsprechender Öffentlichkeitsarbeit begleiten.

Redaktion: Können Sie einen Ausblick geben, welche Projekte zukünftig auf dem Plan stehen?

Dr. med. Anna Gorsler: Neben der Fortführung der oben ausgeführten Ziele möchten wir zum einen ein Konzept zur Nachwuchsförderung ausarbeiten. Über Erkenntnisse aus wissenschaftlicher Arbeit sollen relevante Leitlinien stetig angepasst werden. Aktuell sind beispielsweise zwei Multizenterstudien, die die neurologischen Spätfolgen von COVID-19 untersuchen, bei den zuständigen Ethikkommissionen eingereicht worden.

Redaktion: Die Bedeutung Ihrer Arbeit in der DGNR – in einem Satz zusammengefasst?

Dr. med. Anna Gorsler: Nur wer sich selbst einbringt, kann die täglichen Rahmenbedingungen im Gesundheitssystem aktiv mitgestalten.

 

Wir bedanken uns für das interessante Gespräch!

 

(Bildquelle: Kliniken Beelitz, AdobeStock)